7.2.05

Heartbreak Hotel

Von Michael Molsner
In dem Spielfilm „Grüße aus Hollywood„ (Postcards fom the edge) beendet eine hochbegabte, aber auch höchst gefährdete junge Schauspielerin die destruktive Beziehung zu ihrer Mutter mit einem Neuanfang:
„I’m checkin’ out of this heartbreak hotel,
I’m gonna live on loneley street no more!"

Die fulminante Nummer wurde 1991 als „Best Song„ sowohl für den Oscar wie den Golden Globe nominiert.
Es ist die Abwandlung eines Hits, der im April 1956 die Nummer eins der US-Popsongs gewesen war und gleichzeitig die Liste der Country and Western- sowie der Rhythm and Blues-Hits angeführt hatte. Daß eine Single die Dreifachkrone holte, war noch nie vorgekommen. Als die Musikverleger den ersten Tantiemenscheck erhielten, sollen sie an einen Irrtum geglaubt haben, er war auf über eine Viertelmillion Dollar ausgestellt.


Für Elvis war es die erste „Goldene„ (mehr als eine Million verkaufte Singles, für 1991 werden 18 Millionen angegeben). Heartbreak Hotel war außerdem das erste von Elvis auf Platte genommene Lied, das nicht gecovert, nicht zuvor von einem anderen Künstler aufgenommen worden war. Im Rückblick erscheint es bemerkenswert, daß der Song, der Elvis zum nationalen Idol machte, einer tiefen Depression in der Tradition der Blues Ausdruck verleiht. Von der spirituellen Hoffnung, die seinen geliebten Gospels innewohnt, ist nichts zu spüren. 

Freilich wohnt aller Kunst, auch wenn sie Trostlosigkeit thematisiert, ein Element von Erlösung inne. Das hatte Raymond Chandler sechs Jahre zuvor festgestellt („The Simple Art of Murder„, drittletzter Absatz) .
Wer einmal aus einem Heartbreak Hotel auschecken mußte, wird sich erinnern, daß der Ausgang unheimlich schwer zu finden und die Abschlußrechnung nicht nur in Geld zu entrichten war. Aber es lohnt sich.
„Move back them dark and dusty drapes
Let in some light!"

So die junge Frau in dem Film, der 1990 Elvis Presleys großen Erfolg von 1956 vergegenwärtigt und abwandelt. „I’m going from sleazy to swell", hofft die Sängerin, und „I’ll only sing sweet songs from now on" ist ihr Vorsatz. Ob die Hoffnungen sich erfüllen und die Vorsätze einzuhalten sein werden, weiß man nie. Doch der Entschluß war unvermeidbar, er mußte gefaßt werden:
„Give that desk clerk a dime
And just tell him that I’m
Checkin’ out of this heartbreak hotel!„