1.2.05

Gästeliste: Peter Zeindler

Foto: Wikipedia
CC BY-SA 3.0

Name: ZEINDLER 
Vorname: PETER
Heimatadresse: ZÜRICH
Ankunft im TERMINUS: in Kapitel 10





Der Mann im weißen Leinenanzug
Dies ist die Geschichte von Viktor und Lucy, dem Klavierspieler und der Jazz-Sängerin, die im TERMINUS zusammentreffen, um eine CD-ROM mit Daten zu suchen, die für ihre Arbeit bei ATTAC von Bedeutung sind.

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Der Mann trug einen weißen Leinenanzug und eine blutrote Krawatte. Blutrot? Henk hätte ja auch an karmesinrot oder scharlachrot oder tizianrot denken können.
Als der Fremde auf die Rezeption zukam, wo Henk gerade mit einer Frau ein Telefongespräch führte, deren dunkle Stimme ihm zwar bekannt vorkam, er aber einfach nicht mehr wusste, wann er sie schon einmal gehört hatte und bei welcher Gelegenheit. Ließen ihn seine alten Reflexe im Stich, die Fähigkeit, blitzschnell in fixe Bilder einzurasten, diese Gabe, eine Stimme und das dazu gehörige Gesicht blitzschnell zur Deckung zu bringen?
Der Mann im Leinenanzug blieb an der Rezeption stehen, die linke Hand in der Jacketttasche, die rechte auf der Theke. Es waren schmale, gepflegte Hände, die verrieten, dass der Mann erstens stolz auf diese Hände war und dass er sie nicht zu schwerer körperlicher Arbeit benützte. Vielleicht waren es ja auch die Hände eines Killers, eines Mannes, der ein Messer oder eine Rasierklinge oder eine kleinkalibrige Pistole geschickt zu bedienen im Stande waren. Warum Henk in letzter Zeit nur immer in solchen Kategorien dachte? Es hatte wohl mit dieser Häufung mysteriöser Begegnungen und Todesfällen zu tun, wie zum Beispiel kürzlich dieser eigenartige Selbstmord in der Badewanne von Nummer 26?
"Wie, sagten Sie?", fragte Henk die Frau mit der dunklen Stimme. "Lucy?"
"Lucy, ja. Sagen Sie ihr einen Gruß von ihrer alten Gesangslehrerin."
"Es wohnt keine Lucy bei uns", sagte Henk.

Gästeliste: Silvia Kaffke

Name: KAFFKE 
Vorname: SILVIA
Heimatadresse: DUISBURG
Ankunft im TERMINUS: In Kapitel 2

Engel und Erzengel oder Der letzte Mord
Darius ist ein Killer, und das TERMINUS soll seine letzte Station sein. Doch da trifft er seinen Engel - doch der Engel ist auf der Flucht.

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Dann und wann stieg Gabriel im TERMINUS ab. Er kam durch die Tür, groß, mit Hut und Mantel, in der Hand diesen lächerlich wirkenden Stock mit Silberknauf. "Lächerlich" hatte Carlos, der Tagesportier - nein, Henk berichtigte sich: der ehemalige Tagesportier - den Stock genannt. "Er braucht ihn gar nicht, Henk. Sieh doch, wie er die Treppen hinauf steigt. Wenn der was mit den Beinen hat, fress' ich einen Besen." Nun, Carlos musste das wissen, schließlich war er selbst ein Krüppel, wie er gern bemerkte. Henk seufzte. Nach einem halben Tag unruhigen Schlafs war er ein wenig träge. Er hatte diesen Tagesportier nie gemocht. Immer laut, immer indiskret, es sei denn, er schlich sich heimlich durch das Hotel; um wer weiß wem nachzuspüren. Henk dagegen sah alles, aber er hielt den Mund. Vor fünf Jahren war Gabriel zum ersten Mal mit diesem Stock im TERMINUS abgestiegen. Seit damals hatte er ihn nie mehr ohne ihn gesehen.
Wenn Darius Gabriel im TERMINUS abstieg, hatte er stets zwei Koffer bei sich, einen mittelgroßen Hartschalenkoffer und einen kleinen metallenen Aktenkoffer. Er verlangte immer dasselbe Zimmer, Nr. 34, teuerste Kategorie. Er sagte nie, wie lange er bleiben würde. Manchmal waren es mehr als drei Monate, manchmal nur ein paar Tage.

Gästeliste: Ralf Kramp


RALF KRAMP

Name: KRAMP
Vorname: RALF
Heimatadresse: HILLESHEIM
Ankunft im TERMINUS: In Kapitel 5

Freddie Fuchs bumst Elvira Ente
Viola Meiderich, die biedere Bürgermeistersgattin und Kinderbuchautorin will einfach raus. Aber schon in ihrem Zimmer des TERMINUS endet ihre Flucht in einem Familienmassaker, bei dem die Mutter und der Gatte auf der Strecke bleiben.
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Beim Einchecken glaubte sie, die Blicke des Portiers auf ihrem ganzen Körper zu spüren. Zumindest auf dem Teil, der oberhalb des Rezeptionstresens für ihn sichtbar war. Der, der in dem schlabberigen, grauen Strickpullover steckte. Sie musste sich unbedingt neue Kleidung zulegen. Etwas Modisches, Einladendes. Natürlich war der Mann nicht ihr Typ, aber Viola war in diesem Moment der Meinung, dass solche Gedankenspielchen einfach dazugehörten zum "richtigen Leben". Er war groß, hatte mächtige Geheimratsecken und ein tiefes Grübchen im glatt rasierten Kinn. Er mochte Mitte Vierzig sein, stieß leicht mit der Zunge an und war sicher nicht der Typ, der irgendwo tätowiert war.
Was sollte sie nur schreiben? Ihren Namen? Ihren richtigen Namen? Sie schrieb Viola Meiderich hin. Ihren Mädchennamen. Das würde sie jetzt für die Zukunft so beibehalten.
Beruf? Wenn sie jetzt "Kinderbuchautorin" schrieb, könnte sie den Herrn mit dem Grübchen gleich vergessen. Nein, nein. Ab jetzt musste das anders laufen. "Autorin" klang interessant und war nicht mal gelogen.
Für einen Moment war sie versucht, mit ein paar Kulistrichen den kleinen Fuchs neben ihr Autogramm zu kritzeln, so, wie sie das seit fünfzehn Jahren tat, wenn sie Bücher signierte. Freddie, den kleinen putzigen Fuchs.